Eine Produktion für ein Informationsvideo mit vielen Akteuren gleichzeitig vor der Kamera – darunter ein Gespenst – erfordert in Zeiten der Pandemie Ideen.
Die Idee
Als das Alte Gymnasium in Flensburg mich fragte, ob wir für die Anfang 2021 ausfallenden Informationsveranstaltungen für neue Fünftklässler zusammen einen Film produzieren können, war klar, dass für die vielen Akteure und außerdem auch noch für den gespenstischen Hauptdarsteller besondere Konzepte her mussten.
Da die Hauptfigur ein Gespenst sein sollte, bot sich die Produktion mit der Greenscreen-Technik an. Dabei wird vor einer grünen Leinwand gefilmt und Personen oder Gegenstände können aus dem Bild isoliert und frei bewegt werden.
In mehreren Videokonferenzen mit der Drehbuchautorin/Regisseurin erarbeiteten wir das abschließende Drehbuch. In verschiedenen Schleifen näherten wir uns über improvisierte Umsetzungen der Ideen den Möglichkeiten der speziellen Produktionsprozesse an.
Die Umsetzung
Greenscreen
Die Produktion mit einer Greenscreen bot sich an, um bis zu sechs Personen gleichzeitig – ohne Mundschutz – auf engem Raum darstellen zu können. Die Personen wurden paarweise mit hinreichend Abstand vor der Greenscreen gefilmt. Anschließend wurden die Paare in der Nachbearbeitung am Bildschirm zu einer Szene montiert.
Normalerweise hätte ich die Greenscreen unter sehr kontrollierten Bedingungen hinsichtlich Licht und Ton in meinen Geschäftsräumen aufgebaut.
Wegen versicherungsrechtlicher Probleme und der komplizierten Logistik beim Personentransport schied diese Lösung aus. Folglich hatten wir zwei halbe Drehtage (jeweils nach Schulschluss), für die ich im großen Musikraum ein improvisiertes, mobiles Greenscreenstudio aufbaute.
Der Raum bot zwar viel Volumen (s.u. „Hygienekonzept“), war aber teilweise mit nicht beweglichen Installationen ausgestattet. Dadurch wurde der mögliche Abstand zwischen Kamera und Greenscreen eingeschränkt.
Wie man in der Grafik oben sehen kann, können die Protagonisten bei größerem Kameraabstand (orange) bei gleichem Abstand zueinander weiter weg von der Greenscreen stehen (vergleiche blaue Kamera/Personen).
Je dichter die Protagonisten aber an der Greenscreen stehen, desto stärkere, grüne Lichteffekte entstehen um die Personen beim Freistellen. Diese rühren von Licht her, das von der Greenscreen auf die Personen strahlt. Der Effekt kann durch eine Beleuchtung von hinten und größeren Abstand zur Greenscreen gesteuert werden.
Achten Sie doch mal bei Interviews in den Tagesthemen oder im heute journal auf die grünen oder blauen Farbsäume um die Personen.
Hygienekonzept
Ein weiterer Vorteil des einzelnen Drehorts mit Greenscreen gegenüber verschiedenen Drehorten im Gebäude war, dass nicht für jeden Drehort eine erneute Betrachtung des Hygienekonzepts mit Lüftungsmöglichkeiten und Abständen nötig war.
Zum Zeitpunkt des Drehs im November 2020 waren in Flensburg die Infektionszahlen der Corona-Pandamie zwar ansteigend aber noch moderat.
Durch den großen, gut zu lüftenden Raum konnten wir jeweils zwei Protagonisten für wenige Minuten und mit Sicherheitsabstand vor der Kamera ohne Mundschutz auftreten lassen. Das Personal jenseits der Personen vor der Kamera beschränkte sich auf die Projektleiterin der Schule (Regie) und mich (Technik). Wer nicht vor der Kamera stand, trug Mund-Nasenschutz. Zwischen den kurzen Szenen wurde ausgiebig gelüftet.
Ein weiterer Punkt des Hygienekonzeptes war der Einsatz von Mikrofonen.
Audiotechnik
Den besten Ton hätten wahrscheinlich mit Funkstrecken übertragene Mikrofone an den Protagonisten erbracht. Da diese dicht am Mund getragen werden und die Verkabelung zum Sender verdeckt unter der Kleidung erfolgt, hätte es bei der Vielzahl von Personen vor der Kamera enorme Probleme mit einer sicheren Handhabung und Desinfektion der Geräte gegeben. Daher entschied ich mich für ein Funkmikrofon an einem Tongalgen über den Protagonisten.
Die Funkstrecken nutze ich seit Jahren unter verschiedenen Bedingungen und sie haben sich als außerordentlich robust erwiesen. Leider zeigten sich bei den ersten Aufnahmen unangenehme Störungen, die von einem elektrischen Störer stammen mussten, der manchmal stärker und manchmal weniger einstreute. Weder konnte dieser lokalisiert werden, noch brachte ein Wechsel von Frequenzen und Sendern eine Besserung.
Da der Zeitplan eng getaktet und eine neue Zeitplanung mit Koordination aller Beteiligten – besonders unter Bedingungen der Pandemie – schwierig war, drehten wir den Tag zu Ende und ich verbrachte den Abend mit der Nachbearbeitung des Filmtons.
Durch die separate Bearbeitung des Filmtons konnten zwar die Störgeräusche weitgehend entfernt werden, aber auch die Räumlichkeit der Aufnahmen wurde reduziert.
Experimente mit einem kabelgebundenen Studiomikrofon am zweiten Drehtag führten zu Aufnahmen ohne Störungen, deren Klangcharakteristik sich aber zu stark von denen des ersten Drehtags unterschied. Da für einen weiteren Drehtag die Zeit fehlte, mussten alle Aufnahmen in der Nachbearbeitung von Störgeräuschen gereinigt werden.
Fazit
Arbeit in der Pandemie braucht neue Lösungen und Flexibilität von allen Beteiligten. So wie die Schule sich von der Tradition der Informationsveranstaltungen für das Frühjahr 2021 verabschiedet hat, muss sich auch mal ein Perfektionist vom optimalen Ton verabschieden. 😉
Insgesamt hat die Produktion – trotz aller Herausforderungen – allen Beteiligten viel Spaß gemacht und die Reaktionen des Zielpublikums sind sehr positiv.
Tipp: Bei der Produktion von Informationsvideos oder Erklärvideos muss es nicht immer gleich eine große Greenscreen sein. In diesem Artikel zeige ich ein einfaches Beispiel für Lernvideos mit einem Lightboard.