MOOC-Sammelband bei Waxmann

Waxmann bietet unter dem Titel „MOOCs – Offene Bildung oder Geschäftsmodell?“ einen neuen Sammelband kostenlos als PDF zum herunterladen an. Herausgeber ist R. Schulmeister. Unter den Autoren finden sich z.B. J. Loviscach oder J. Wedekind.

Ein Leben für eine ungesendete E-Mail oder: Mal wieder MOOCs an Hochschulen…

Manchmal schreibt man im ersten Reflex eine E-Mail, die man mit Pause und zweiter Lektüre dann doch nicht abschickt. So erging es mir mit einer Antwort auf einen Linktipp, der mich mit dem Hinweis „lesenswert“  auf einen Artikel in der „FAZ“ aufmerksam machte.

Der Inhalt des Artikels erschien mir mehr als schlampig recherchiert und argumentiert. Entsprechend sah meine Antwort aus. Da sowohl der Geber des Linktipps als auch der Verteilende sehr nette, anständige Menschen sind und ich nicht möchte, dass sie die Kritik auf sich persönlich beziehen, habe ich die Antwort nicht gesendet. Aber als Erwiderung auf den Artikel in der „FAZ“ taugt sie vielleicht trotzdem:

Hallo X, lieber Herr Y,

als Glosse lebt der Artikel in der „FAZ“ natürlich von der Übertreibung. Bei aller Übertreibung sollte aber journalistische Sorgfalt nicht vergessen werden – selbst wenn der Autor nur Professor für Amerikanistik und nicht Journalist ist.

Es beginnt schon mit der Bemerkung, dass mit MOOCs demnächst die dickste Sau durchs Dorf getrieben werde. Diese Sau kann aber kaum noch getrieben werden. Sie hat sich nämlich bereits totgelaufen und hängt wahrscheinlich ausgeblutet und ausgeweidet an einer Leiter im Hinterhof von Professor Schulmeister.

Ebenso falsch ist, dass es sich bei MOOCs um a) Lehrplattformen handele und diese b) erstmals 2012 von Coursera betrieben worden seien. Sie sind a) Lernformen (keine technischen Plattformen) und stammen b) aus Kanada, wo sie ihre Schöpfer (Siemens, Downes) 2008 mit einer eigenen Lerntheorie verbanden (connectivism). Das, was später unter dem Begriff MOOC populär wurde, folgt eher altertümlichen Lerntheorien und kann als – hoffentlich erfolgloser – Wiederbelebungsversuch der Vorlesung (im Wortsinne) auch als Vorlesung 2.0 bezeichnet werden.

Daher empfinde ich den Anreißertext des Artikels „Die universitäre Lehre im Internet. Eine Warnung.“ als völlig irreführend, da hier jemandem das Wort erteilt wurde, der mit wenig Differenzierung und mit Halbwissen argumentiert.

Aus meiner Sicht ist das Kernproblem für Hochschullehrende mit MOOCs der US-amerikanischen Darbietungsform nicht, dass sie die Qualität der Lehre langfristig senken werden, da Administrationen darin nur ein Einsparpotential sehen und nutzen. Das Kernproblem ist, dass diese Videoaufzeichnungen von „Stardozenten“ deutlich machen, dass im 21. Jahrhundert bei den gegebenen Bandbreiten zur Verteilung von Inhalten kein Student – und kein Finanzminister – Professoren braucht, die im zwanzigsten Jahr die gleichen Inhalte und Witze in einem Raum vortragen, in dem sich die studierende, passive Zuhörerschaft drängt.

Schreibmaschinen sind nicht vom Markt verschwunden, weil niemand mehr schreibt. Das Gegenteil ist bekanntlich der Fall. Schreibmaschinen sind vom Markt verschwunden, weil es keinen Bedarf mehr für das angebotene Produkt gibt. Und so brauchen wir hochqualifizierte Professoren und Professorinnen nicht zur Weitergabe von Inhalten – für diesen Zweck finden sich andere Mittel – wir brauchen Sie (das große „s“ ist kein orthographischer Fehler), um Lernenden zu helfen, Sinn aus den im Überfluss verfügbaren Informationen zu schöpfen.

Die hierfür zu entwickelnden didaktischen Konzepte werden selbstverständlich auch das Internet nutzen. Denn was für die eine noch „Neuland“ ist, ist für die meisten von uns doch schon voll in der Lebensrealität angekommen. Die Frage kann also nicht sein, welche – oder gar ob – Medien zur Weitergabe von Wissen verwendet werden. Die Frage lautet: Wie organisieren wir Lernen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Medien am wirkungsvollsten? Die Antwort mag im Einzelfall auch „mit Kreidetafel, Schwamm und lebhafter Diskussion“ lauten. Wer aber darauf keine Antwort findet, muss allerdings fürchten, von amerikanischem Bildungsfernsehen verdrängt zu werden.

Mit freundlichen Grüßen und Dank für die Zeit, die Sie sich zum Lesen genommen haben

Arne Möller

(der sich – auf Reaktionen freuend – schon mal vorbeugend unter seinen Schreibtisch wegduckt 😉 )

Nachlese Campus Innovation 2013

Tja, was soll ich schreiben?

Ich habe viele interessante, nette Leute getroffen, gute Gespräche u.a. zur Weiterentwicklung eines informellen Arbeitskreises E-Learning an Hochschulen im Norden geführt (bald mehr dazu), gut gegessen und  … ?

Das Niveau der Vorträge im Track E-Learning war leider zum großen Teil bestenfalls als oberflächlich zu beschreiben. Ob es der Referent war, der mit seinem Vortrag zu Vorlesungsaufzeichnung seine Software bewerben wollte und seinen Bericht mit einer vorgelesenen Definition zu „Blended Learning“ aus Wikipedia eröffnete, oder ein weiterer Referent, der behauptete, dass zur Wirksamkeit von Quizzes in MOOCs keine wissenschaftliche Literatur existiere – Forschung der letzten Jahrzehnte zu E-Learning hatte für ihn offenbar keine Relevanz – viele Beiträge ließen Kollegen und mich mit dem Kopf schütteln.

Das Schlagwort „MOOCs“ musste in jedem Vortrag fallen, wobei die „Avantgarde“ der Redner zu berichten wusste, dass sich die Bewegung von „MOOCs“ zu „SPOCs“ (Small Private Online Courses) richte. Für mich ist ein Massive Open Online Course, der weder massive noch open ist, schlicht ein OC – ein Online Course. Und so sagte auch der Lübecker Kollege Thomas grinsend wie treffend, dass dann wohl SPOCs schon immer das Geschäftsmodell der FH Lübeck wären. Warum bei dem Schwerpunkt Thema MOOCs die Veranstalter Jochen Robes als bekannten MOOC-Macher laut dessen Vortrag ausdrücklich baten, nichts zum Thema MOOC zu sagen, und warum Claudia Bremer, die laut eigener Aussage eher den didaktischen Schwerpunkt hat, etwas zu Geschäftsmodellen von MOOCs berichten sollte, kann nur ein Rätsel bleiben.

Interessant im Zusammenhang mit MOOCs waren allerdings die Einblicke, die einige Redner in den Aufwand zur Produktion ihrer Videos gewährten. Bei z.B.  25 Stunden Vorbereitung (exklusive Kamerateam und Nachbearbeitung!) zu 90 Minuten Video war keiner der Vortragenden bereit, einen weiteren MOOC zu gestalten.

 

Britischer Regierungsreport zum Stand von MOOCs

Der Report beleuchtet den Stand von MOOCs über die verfügbare Literatur:

The maturing of the MOOC: literature review of massive open online courses and other forms of online distance learning

Veröffentlicht auf:

https://www.gov.uk/government/publications/massive-open-online-courses-and-online-distance-learning-review

Harvard geht von MOOCs zu SPOCs

Von Massive Open Online Courses zu Small Private Online Courses? Harvard (Edx-Partner) möchte nicht mehr tausende in freie Kurse einschreiben sondern nur noch hunderte, die teilweise vorher ihre Eignung nachweisen müssen (BBC Bericht). Das klingt ja sensationell neuartig….

Slideshare-Präsentation mit Tipps zum Erfolg in konnektivistischen Lernumgebungen

Debbie Morrison hat auf ihrem Blog eine Slideshare-Präsentation mit Tipps zum Erfolg in cMOOCs veröffentlicht: http://onlinelearninginsights.wordpress.com/2013/09/24/learning-in-the-wild-west-of-open/

Ivy League Wharton bietet Kurse ihres MBA kostenlos auf Coursera an

http://blog.coursera.org/post/60889088289/the-wharton-mba-foundation-series

Gegen eine Gebühr von $49 pro Modul kann man sich ein Zertifikat mit Identitätsprüfung ausstellen lassen (bei Erfolg).