Visualisierung von Lerntheorien

Im Rahmen des Projektes „Teach4Tom“ habe ich versucht, vier Lerntheorien in möglichst einfachen Bildern zu visualisieren. Sehr dankbar bin ich dabei meinen Kolleginnen Anke Köhler (Europa-Universität Flensburg) und Inger-Marie F. Christensen (Syddansk Universitet) für das ausführliche Feedback in der iterativen Entwicklung der Grafiken. Ich hoffe, dass im Bemühen die Essenz der Theorien auf eine einfache grafische Umsetzung herunter zu brechen, nicht zu viele Details verloren gegangen sind. Die Bilder stehen unter der Lizenz CC-BY SA 4.0.

behaviourism3

cognitivism2

constructivism3

connectivism3

 

Georg Siemens und die Eier-legende-Wollmilchsau

George Siemens hat einen neuen MOOC auf Edx gestartet. Das Besondere an diesem MOOC ist allerdings, dass Siemens und sein Team versuchen das Konzept eines konnektivistischen cMOOCs mit einem xMOOC in einem Kurs zu vereinen. Teilnehmende sind dabei frei ihren Weg zu wählen oder auch zwischen den zwei Strängen zu springen.

In einem Artikel in seinem Blog reflektiert er nun zu den Reaktionen der Lernenden nach der ersten Woche.  Eine seiner Erkenntnisse lautet:

„Early MOOCs were easy to run because expectations hadn’t normalized. It’s different now. Learners engage with MOOCs with views of what should be happening and are comparing courses to what they’ve taken recently. The standards of quality content are higher than they were in the past.“

Da ist schon eine gewisse bittere Ironie. Der Mann, der mit seinen konnektivistischen Ideen zu den Erfindern des Begriffes MOOC gehört, muss jetzt feststellen, dass er unter diesem Namen seine Ideen nicht mehr umsetzen kann, da instruktivistisch geprägte xMOOCs die Erwartungshaltung von Lernenden an Lernen in MOOCs konditioniert haben.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist:

„We need to get better at on-boarding learners to engage in digital distributed spaces. My comments above reflect real experiences of learners who are finding the course format confusing. It’s not sufficient to say “well, what you really need is a world-view shift”. As designers, we have to support and guide that transition. We are not doing that well enough.“

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, ob Konnektivismus beschreibt, wie gelernt wird oder wie gelernt werden sollte.  Siemens formuliert dazu:

„The most important learning shift is not yet happening. Learning in complex knowledge environments requires navigating distributed spaces (wayfinding), acting with partial information, sensemaking, and becoming comfortable without reading everything. This shift is difficult – it’s as much a world view shift as a learning task, as much about our identity as the learning content. It’s not easy and it’s unsettling and frustrating.“

Haben wir es also wirklich mit einer kopernikanischen Wende zu tun, bei der diejenigen, die nicht verstehen – in diesem Fall das konnektivistische Lernparadigma – einfach auf der falschen Seite stehen und irgendwann durch die voranschreitende Geschichte belehrt werden?

Dynamische Wandel in Technologie und Gesellschaft stellen heute hohe Anforderungen an alle Menschen bezüglich einer geringen Unsicherheitsvermeidung (s. Hofstede). Haben wir diese dynamischen Prozesse genug in unser Verständnis von Lernen und unsere Lernkultur integriert bzw. ist dieses überhaupt erstrebenswert?

Spannend finde ich, dass die Art wie wir lernen und lehren so stark von den Antworten auf diese Fragen abhängig ist, selbst wenn wir uns nicht einmal bewusst sind, dass wir sie für uns beantwortet haben.

MMB Branchenmonitor E-Learning

Das MMB-Institut hat sein siebtes Ranking von E-Learning-Unternehmen als PDF veröffentlicht.

Unter den Top-30 befinden sich mit der oncampus GmbH und der BPS Bildungsportal Sachsen GmbH auch zwei öffentliche Unternehmen aus dem Hochschulbereich.

Können Computer Lehrenden den „langweiligen Anfängerkram“ abnehmen?

In Gesprächen mit Lehrenden ist häufig zu E-Learning die Erwartungshaltung zu hören, dass die Technik die Vermittlung der Anfängerkenntnisse übernehmen könnte, damit sich die Lehrenden auf Kompetenzvermittlung konzentrieren können. Erfahrung und Studien scheinen zu zeigen, dass sich diese Strategie nicht auszahlt.

Beispiele:

Harvard Business Review (HBR) berichtet von einer Studie, die untersucht hat, ob sich für die US Navy die Verlagerung von Anfängerkursen aus dem Klassenraum in CBTs (computer based trainings) bezahlt gemacht hat. Laut HBR ermittelte die Studie (Abstract) zusätzliche Wartungskosten von 16 Millionen Dollar durch schlecht ausgebildete Seeleute – allein für den Bereich eines speziellen Sonarsystems.

In eine ähnliche Richtung deutet das Scheitern von Udacity mit Mathe-Nachhilfekursen (remedial classes) für Studienanfänger an der San Jose State University. Laut InsideHigherEd erzielten die Studierenden in den Online-Kursen deutlich schlechtere Ergebnisse als Kommilitonen in Präsenzveranstaltung. Hier sollen allerdings auch eine hastige Erstellung und schlechte Betreuung der Online-Angebote Einfluss gehabt haben.

Ein Interview auf CHECKpoint.elearning berichtet von einem gescheiterten E-Learning-Projekt im Handwerk, bei dem angehende Meister Kalkulation in WBTs (web-based trainings) erlernen sollten.

Was kann man daraus lernen?

Schon 2003 (sic!) fand K. Swan in einer Literaturstudie zu LEARNING EFFECTIVENESS ONLINE:
WHAT THE RESEARCH TELLS US, dass ein Ergebnis der Forschung sei:

„The quantity and quality of instructor interactions with students is linked to student learning.“

„Learning occurs socially within communities of practice; there is greater variability in sense of community ratings among online courses than in F2F courses.“

Beides mag für Anfänger in einem Feld noch besonders ausgeprägt sein. Damit erfordert der Einsatz von E-Learning für Einführungsveranstaltungen eine besonders sorgfältige Planung und vor allem auch Begleitung. Die erwünschten Effizienzgewinne sind so – in diesem Bereich – nicht unbedingt zu erzielen.

Buchtipp: GMW Buchreihe – Lernumgebungen an der Hochschule

Unter dem Titel „Lernumgebungen an der Hochschule – Auf dem Weg zum Campus von morgen“ steht in der GMW Buchreihe bei Waxmann ein interessantes Buch als PDF zum herunterladen bereit.

Die Beiträge des Sammelbandes beleuchten Aspekte physischer wie virtueller Lernräume.

Damit erscheint 2014 nach dem Tagungsband der GMW Jahrestagung („Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken„) in der Reihe schon das zweite Buch zu diesem Thema.

„Die Zukunft ist schon da …“

„… – sie ist nur nicht schon überall angekommen“, so zitiert Wirtschaft & Wissenschaft 2/2014  im Schwerpunktthema „Wie die Digitalisierung die Wissenschaft umkrempelt“  Jörn Loviscach.

Ob der gewählte Titel „Zeitenwende für die Wissenschaft“ übertrieben ist, mag der geneigte Leser selbst entscheiden. Der folgende Artikel reißt jedenfalls einige wichtige Herausforderungen für Hochschulen in der digitalisierten Welt an.

 

 

Digital Amnesia – Dutch documentary

Interessante Dokumentation über die Gefahr, dass in einer Zeit der allgemeinen Verfügbarkeit von Daten im Internet die Vergangenheit vergessen wird.

„If we lose the past, we will live in an Orwellian world of the perpetual present – so where anybody who controls what is currently being put out there will be able to say what is true and what is not. This is a dreadful world. We don’t want to live in that world.“

Brewster Kahle, Gründer des Internet Archive – archive.org

LinkedIn veröffentlicht Hochschulrankings

Inside HigherEd berichtet, dass LinkedIn „Big Data“ benutzt, um aus den Daten seiner Nutzer Rankings von Hochschulen für besonders gesuchte Karrierewege zu erstellen. Studieninteressierte können dabei auch Wunscharbeitgeber und Regionen für einen Karriereweg angeben, um sich anzeigen zu lassen, welche Hochschulen diesen Karriereweg am wahrscheinlichsten ermöglichen.

Zum Start deckt der Dienst acht Berufszweige in den USA, Kanada und dem UK ab.