In ihrem gleichnamigen Blogbeitrag auf edSurge berichtet Professorin Lorena Barba, warum sie den teuren Einsatz von Videos in ihrem MOOC für überflüssig hält.
Source: Arne auf FH Flensburg
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In ihrem gleichnamigen Blogbeitrag auf edSurge berichtet Professorin Lorena Barba, warum sie den teuren Einsatz von Videos in ihrem MOOC für überflüssig hält.
Source: Arne auf FH Flensburg
George Siemens hat einen neuen MOOC auf Edx gestartet. Das Besondere an diesem MOOC ist allerdings, dass Siemens und sein Team versuchen das Konzept eines konnektivistischen cMOOCs mit einem xMOOC in einem Kurs zu vereinen. Teilnehmende sind dabei frei ihren Weg zu wählen oder auch zwischen den zwei Strängen zu springen.
In einem Artikel in seinem Blog reflektiert er nun zu den Reaktionen der Lernenden nach der ersten Woche. Eine seiner Erkenntnisse lautet:
„Early MOOCs were easy to run because expectations hadn’t normalized. It’s different now. Learners engage with MOOCs with views of what should be happening and are comparing courses to what they’ve taken recently. The standards of quality content are higher than they were in the past.“
Da ist schon eine gewisse bittere Ironie. Der Mann, der mit seinen konnektivistischen Ideen zu den Erfindern des Begriffes MOOC gehört, muss jetzt feststellen, dass er unter diesem Namen seine Ideen nicht mehr umsetzen kann, da instruktivistisch geprägte xMOOCs die Erwartungshaltung von Lernenden an Lernen in MOOCs konditioniert haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist:
„We need to get better at on-boarding learners to engage in digital distributed spaces. My comments above reflect real experiences of learners who are finding the course format confusing. It’s not sufficient to say “well, what you really need is a world-view shift”. As designers, we have to support and guide that transition. We are not doing that well enough.“
Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage, ob Konnektivismus beschreibt, wie gelernt wird oder wie gelernt werden sollte. Siemens formuliert dazu:
„The most important learning shift is not yet happening. Learning in complex knowledge environments requires navigating distributed spaces (wayfinding), acting with partial information, sensemaking, and becoming comfortable without reading everything. This shift is difficult – it’s as much a world view shift as a learning task, as much about our identity as the learning content. It’s not easy and it’s unsettling and frustrating.“
Haben wir es also wirklich mit einer kopernikanischen Wende zu tun, bei der diejenigen, die nicht verstehen – in diesem Fall das konnektivistische Lernparadigma – einfach auf der falschen Seite stehen und irgendwann durch die voranschreitende Geschichte belehrt werden?
Dynamische Wandel in Technologie und Gesellschaft stellen heute hohe Anforderungen an alle Menschen bezüglich einer geringen Unsicherheitsvermeidung (s. Hofstede). Haben wir diese dynamischen Prozesse genug in unser Verständnis von Lernen und unsere Lernkultur integriert bzw. ist dieses überhaupt erstrebenswert?
Spannend finde ich, dass die Art wie wir lernen und lehren so stark von den Antworten auf diese Fragen abhängig ist, selbst wenn wir uns nicht einmal bewusst sind, dass wir sie für uns beantwortet haben.
In Gesprächen mit Lehrenden ist häufig zu E-Learning die Erwartungshaltung zu hören, dass die Technik die Vermittlung der Anfängerkenntnisse übernehmen könnte, damit sich die Lehrenden auf Kompetenzvermittlung konzentrieren können. Erfahrung und Studien scheinen zu zeigen, dass sich diese Strategie nicht auszahlt.
Beispiele:
Harvard Business Review (HBR) berichtet von einer Studie, die untersucht hat, ob sich für die US Navy die Verlagerung von Anfängerkursen aus dem Klassenraum in CBTs (computer based trainings) bezahlt gemacht hat. Laut HBR ermittelte die Studie (Abstract) zusätzliche Wartungskosten von 16 Millionen Dollar durch schlecht ausgebildete Seeleute – allein für den Bereich eines speziellen Sonarsystems.
In eine ähnliche Richtung deutet das Scheitern von Udacity mit Mathe-Nachhilfekursen (remedial classes) für Studienanfänger an der San Jose State University. Laut InsideHigherEd erzielten die Studierenden in den Online-Kursen deutlich schlechtere Ergebnisse als Kommilitonen in Präsenzveranstaltung. Hier sollen allerdings auch eine hastige Erstellung und schlechte Betreuung der Online-Angebote Einfluss gehabt haben.
Ein Interview auf CHECKpoint.elearning berichtet von einem gescheiterten E-Learning-Projekt im Handwerk, bei dem angehende Meister Kalkulation in WBTs (web-based trainings) erlernen sollten.
Was kann man daraus lernen?
Schon 2003 (sic!) fand K. Swan in einer Literaturstudie zu LEARNING EFFECTIVENESS ONLINE:
WHAT THE RESEARCH TELLS US, dass ein Ergebnis der Forschung sei:
„The quantity and quality of instructor interactions with students is linked to student learning.“
„Learning occurs socially within communities of practice; there is greater variability in sense of community ratings among online courses than in F2F courses.“
Beides mag für Anfänger in einem Feld noch besonders ausgeprägt sein. Damit erfordert der Einsatz von E-Learning für Einführungsveranstaltungen eine besonders sorgfältige Planung und vor allem auch Begleitung. Die erwünschten Effizienzgewinne sind so – in diesem Bereich – nicht unbedingt zu erzielen.
Das Georgia Institute of Technology und Udacity können erste Erfahrungen aus einem Master-Programm vorweisen, das Georgia Tech seit einem Semester anbietet, berichtet Inside HIGHER ED.
Wesentliche Erfahrungen bisher
Die Columbia University hat in einem Report untersucht, warum Institutionen MOOCs entwickeln und was sie kosten:
Hollands, F. M., & Tirthali, D. (2014). MOOCs: expectations and reality. Full report. Center for Benefit-Cost Studies of Education, Teachers College, Columbia University, NY. Retrieved from: http://cbcse.org/wordpress/wp-content/uploads/2014/05/MOOCs_Expectations_and_Reality.pdf
In der Reihe 100 Meinungen zu E-Learning hat Prof. Dr. Jörn Loviscach in einem Video von einer Minute Länge zum Thema E-Learning formuliert: „Wir haben erfasst, was Beschulung ist – aber nicht was Bildung ist.“
Trifft das nur auf E-Learning zu?
Das Thema MOOCs ist schon wieder im Abschwung, da vermelden die amerikanischen Initiatoren auch schon laut Inside Higher Ed, dass die Probleme um das Urheberrecht der MOOC-produzierenden Professoren z.B. beim Wechsel an andere Universitäten – teilweise – gelöst sei…
Gilly Salmon („e-tivities“) von der Swinburne University (Melbourne, Australia) veranstaltet einen MOOC auf CourseSites.
Spannend ist der Ansatz in kleinen, überschaubaren Gruppen zu arbeiten, die anscheinend vom System zugewiesen werden, wenn der Starttermin erreicht ist. Die Anzahl der Betreuenden ist im Vergleich zu anderen MOOCs, die ich bisher gesehen habe, recht groß (10).
Beginn ist der 10.3.2014. Die Einschreibung ist bereits offen.
Tak for linket, Inger-Marie!
In einem Beitrag in INSIDE HIGHER ED werden die Ergebnisse einer Konferenz zu MOOCs in Arlington/Texas dargestellt. Die Ergebnisse selbst sind dabei weniger interessant:
“Emerging data … show that massive open online courses (MOOCs) have relatively few active users, that user ‘engagement’ falls off dramatically especially after the first 1-2 weeks of a course, and that few users persist to the course end,”
Spannender ist die Diskussion der Leser des Artikels. Hier zeigt sich aus meiner Sicht, dass a) der Begriff „MOOC“ in der Diskussion häufig wenig differenziert betrachtet wird und dass b) der eigentliche Kern der Diskussion hochschuldidaktischer Art ist.
J. Moskaliuk hat in seinem Beitrag auf der Campus Innovation am 15.11. 2013 in Hamburg eine Darstellung der Bandbreite von MOOCs verwendet, die ich in der folgenden Grafik nachempfunden habe.
Dabei ist die didaktische Konzeption eines MOOCs in einem Kontinuum zwischen den Polen „Lerner zentriert“ auf der einen und „Dozenten zentriert“ auf der anderen Seite angesiedelt. Folglich kann man in Diskussionen auch nicht einfach über „MOOCs“ oder „die“ Didaktik in MOOCs sprechen, ohne weiter zu differenzieren, welche didaktischen Konzepte man mit dem Begriff verbindet.
Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich auch Präsenzveranstaltungen in Hochschulen. Lernerzentrierung muss hierbei für Zentrierung auf Aktivitäten der Lerner stehen. Denn auch ein Vortragender, der reine Frontalvorträge gestaltet, wird für sich in Anspruch nehmen können, die Bedürfnisse seines Publikums in das Zentrum seines Vortrages zu stellen.
Ohne eine Diskussion, ob eine Konzentration auf einen Pol dieses Kontinuums wünschenswert oder notwendig ist bzw. unter welchen Bedingungen welcher Ansatz passender ist, fällt auch die Bewertung von MOOCs schwer.
Das mag trivial klingen. Trotzdem zeigt sich in der Diskussion mit Lehrenden an Hochschulen – siehe auch die oben zitierte Diskussion – dass die eigene Position zu verschiedenen Lerntheorien oder Lehransätzen häufig nicht bewusst reflektiert und argumentiert wird.