Können Computer Lehrenden den „langweiligen Anfängerkram“ abnehmen?

In Gesprächen mit Lehrenden ist häufig zu E-Learning die Erwartungshaltung zu hören, dass die Technik die Vermittlung der Anfängerkenntnisse übernehmen könnte, damit sich die Lehrenden auf Kompetenzvermittlung konzentrieren können. Erfahrung und Studien scheinen zu zeigen, dass sich diese Strategie nicht auszahlt.

Beispiele:

Harvard Business Review (HBR) berichtet von einer Studie, die untersucht hat, ob sich für die US Navy die Verlagerung von Anfängerkursen aus dem Klassenraum in CBTs (computer based trainings) bezahlt gemacht hat. Laut HBR ermittelte die Studie (Abstract) zusätzliche Wartungskosten von 16 Millionen Dollar durch schlecht ausgebildete Seeleute – allein für den Bereich eines speziellen Sonarsystems.

In eine ähnliche Richtung deutet das Scheitern von Udacity mit Mathe-Nachhilfekursen (remedial classes) für Studienanfänger an der San Jose State University. Laut InsideHigherEd erzielten die Studierenden in den Online-Kursen deutlich schlechtere Ergebnisse als Kommilitonen in Präsenzveranstaltung. Hier sollen allerdings auch eine hastige Erstellung und schlechte Betreuung der Online-Angebote Einfluss gehabt haben.

Ein Interview auf CHECKpoint.elearning berichtet von einem gescheiterten E-Learning-Projekt im Handwerk, bei dem angehende Meister Kalkulation in WBTs (web-based trainings) erlernen sollten.

Was kann man daraus lernen?

Schon 2003 (sic!) fand K. Swan in einer Literaturstudie zu LEARNING EFFECTIVENESS ONLINE:
WHAT THE RESEARCH TELLS US, dass ein Ergebnis der Forschung sei:

„The quantity and quality of instructor interactions with students is linked to student learning.“

„Learning occurs socially within communities of practice; there is greater variability in sense of community ratings among online courses than in F2F courses.“

Beides mag für Anfänger in einem Feld noch besonders ausgeprägt sein. Damit erfordert der Einsatz von E-Learning für Einführungsveranstaltungen eine besonders sorgfältige Planung und vor allem auch Begleitung. Die erwünschten Effizienzgewinne sind so – in diesem Bereich – nicht unbedingt zu erzielen.

xMOOC-style Online-Master von Georgia Institute of Technology und Udacity

Das Georgia Institute of Technology und Udacity können erste Erfahrungen aus einem Master-Programm vorweisen, das Georgia Tech seit einem Semester anbietet, berichtet Inside HIGHER ED.

Wesentliche Erfahrungen bisher

  • Deckelung der ersten Kohorte auf 410 Studierende – mit Warteliste.
  • Viele Studierende sind Mitarbeiter des Sponsors AT&T.
  • Ziel ist, alle qualifizierten Bewerber aufzunehmen.
  • Bewerberzahlen für den Präsenzstudiengang sind um 30% gestiegen.
  • Die Ergebnisse der Online-Studierenden waren marginal besser.
  • Die Kommunikation der Studierenden hat sich schnell aus den offiziellen Foren in andere Online-Plattformen verlagert (Reddit, Facebook, Google+).
  • Es ist schwierig eine hinreichende Zahl qualifizierter Betreuer zu finden (kann es an der Entlohnung liegen?)

Kehrtwende bei Udacity

Sebastian Thrun bekennt:

„We’re not doing anything as rich and powerful as what a traditional liberal-arts education would offer you.“ (http://www.fastcompany.com/3021473/udacity-sebastian-thrun-uphill-climb)

Udacity wendet sich ab von Studierenden ohne ersten Hochschulabschluss und hin zu Unternehmen und Master-Studien. Der oben verlinkte Artikel erzählt dazu in Länge die Geschichte hinter Udacity und beleuchtet die Probleme dabei die Universität durch Bildungsfernsehen zu ersetzten. Nicht erwähnt wird, dass es auch vor xMOOCs schon Forschung – und Erkenntnisse! – zu Online-Lehre gab (s.a. Kommentar von G.Reinmann im Blog von S.Hofhues zu MOOCs).