Mit eigenen „Cloud-Anwendungen“ unabhängig werden

Was bedeutet, „Die Daten sind in der Cloud“?

Wenn Daten in der Cloud sind, bedeutet es eigentlich nur, dass die Daten auf einem Server sind, von dem ich meistens keinerlei Ahnung habe, wo er steht und wie er eingerichtet ist.

Die Cloudanbieter sorgen – im Idealfall – für die technische Bereitstellung mit hoher Verfügbarkeit, für Backups, Datensicherheit und Datenschutz.

Leider gibt es diese ideale Welt nicht.

Sicherheit und Datenschutz

Regelmäßig gibt es Sicherheitsvorfälle, bei denen Hacker auch bei renommierten Anbietern riesige Datenmengen abfließen lassen. Häufig beruhen diese Vorfälle auf Fehlkonfigurationen, die Kundenadmins bei der Bedienung von Cloud-Diensten machen.

Derartige Vorfälle sind aber nicht der einzige Aspekt, der die Datensicherheit und den Datenschutz gefährdet. Vielmehr sind die Anbieter selbst häufig an der „Mitnutzung“ ihrer Kundendaten interessiert (1) und gegebenenfalls auch zur Zusammenarbeit z.B. mit den us-amerikanischen Geheimdiensten verpflichtet (2).

Wegen dieser Zusammenarbeit hat unlängst der Europäische Gerichtshof die Regeln zur Verarbeitung europäischer, personenbezogener Daten in den USA unter dem Privacy Shield gekippt (3, 4).

Und auch die Rechtmäßigkeit der Alternative, die Weitergabe von personenbezogenen Daten mit EU-Standardvertragsklauseln, wird u.a. von den irischen Datenschutzbehörden als nicht mehr DSGVO-konform angesehen. Sie haben deshalb Facebook die Weitergabe von Daten in die USA mit dieser Rechtsgrundlage untersagt, da in den USA kein vergleichbares Schutzniveau gegeben sei (5).

Alternativen

Wenn meine hausinterne IT sowieso umfangreich in der sicheren Konfiguration von Cloud-Diensten geschult werden muss und zusätzlich die rechtliche Zulässigkeit von Datentransfers in die Cloud offensichtlich auf tönernen Füßen steht, warum baue ich mir dann die passende Infrastruktur nicht gleich selbst?

Quelloffene, alternative Software existiert und die gegenseitige Integration wird auch immer besser. Wer sich von Cloud-Diensten außerhalb der EU unabhängig machen will, kann mit einer Kombination aus Nextcloud, Collabora, BigBlueButton und einem LMS wie Moodle oder Iomad weitreichende Unabhängigkeit erzielen.

Die Nextcloud stellt Dateien, Kalender, E-Mail, To-dos, Kanban-Boards, Terminabstimmungen, Messenger, Fragebögen und vieles mehr zur gemeinsamen Nutzung bereit. Die meisten Funktionen haben Schnittstellen zu Mobilgeräten oder Applikationen wie Mozillas Thunderbird.

Textdateien, Tabellenkalkulationen und Präsentationen können von NutzerInnen gemeinsam in der Nextcloud mit Collabora im Browser bearbeitet werden. Und ist das von LibreOffice abgeleitete Web-Office schon einmal installiert, kann es auch in Lernmanagementsystemen wie Moodle oder Iomad integriert werden und Lernenden Zusammenarbeit in Lernszenarien ermöglichen.

Genauso integriert sich die Videokonferenz-Software BigBlueButton in Nextcloud (wenn die interne Talk-Lösung nicht ausreicht) und Moodle/Iomad. Neben der Video- und Audioübertragung kann der Bildschirm geteilt werden, ein Whiteboard gemeinsam bearbeitet werden oder gemeinsame Notizen zum Meeting erstellt werden.

Kosten

Die Hersteller der Lösungen geben ihre Software kostenlos zum Download ab. Aber kostenlos sind die Lösungen dadurch natürlich nicht. Sachgerechte Installation, Konfiguration und Betrieb erfordern Expertise und zeitlichen Aufwand. Der Betrieb eigener oder gemieteter Hardware verursacht weitere Kosten. Ob die Kosten in der Summe über die Lebenszeit der Lösung günstiger liegen als für eine proprietäre Lösung muss im Einzelfall geprüft werden.

Neben dem eigenen Betrieb der Software bietet sich auch das Hosting bei spezialisierten Dienstleistern in der EU an.

Fazit

Ein Leben – und vor allem Arbeiten – ohne Cloud-Dienste von Microsoft, Google oder Amazon ist möglich. Abhängig von der vorhandenen Expertise im Haus kann so eine Lösung sogar kostengünstiger sein. Auf jeden Fall befreit sie aber von rechtlichen Unsicherheiten bei der DSGVO-konformen Verarbeitung von Daten. Denn am Ende ist immer der/die Datenverarbeitende und nicht der Dienstleister in der rechtlichen Verantwortung für die Daten.

Top Lernmanagementsysteme (LMS)?

Das Portal TrainingIndustry.com hat die Liste der „2019 Top Learning Portal/LMS Companies“ veröffentlicht.

Nach Angaben des Portals wurde dabei nach folgenden Kriterien unter Firmen ausgewählt, die einen Eintrag in die Liste beantragt haben.

Selection of the Top 20 Learning Portal/LMS Companies was based on the following:
– Quality of learning portal/LMS user and administrative features
– Industry visibility, innovation and impact
– Number and strength of clients
– Geographic reach
– Company size and growth potential

https://trainingindustry.com/top-training-companies/learning-technologies/2019-top-learning-portal-lms-companies/?utm_medium=email&utm_campaign=trainingindustry&utm_source=weekly&utm_term=cta

Die Aufnahme in die Liste erfolgt ohne ein Ranking der besten Systeme und ohne eine detaillierte Übersicht ihrer Stärken und Schwächen. So wird nicht einmal erklärt, zu welchem Grad die Systeme die angeführten Kriterien erfüllen.

Ebenso erstaunlich ist dann auch, dass etablierte Systeme wie z.B. Brightspace von D2L auf einer gesonderten „Watchlist“ auftauchen.

Fazit: In der veröffentlichten Form ist die Liste für Unternehmen auf der Suche nach einem LMS praktisch nutzlos.
Steht die Suche noch ganz am Anfang, bleibt eine Liste mit Namen ohne Eigenschaften.
Wenn schon eigene Anforderungen an ein System formuliert sind, finden sich hier keine Daten für einen Abgleich.

Blub – Wieder eine Blase geplatzt?

Kommt der Nürnberger Trichter mal wieder nicht?

Wie verschiedene Medien berichten, hat der Medienkonzern Wiley für sehr kleines Geld (Update 9.2019: Link) das „heiße, neue Ding“ der letzten Jahre – die Firma Knewton – gekauft.

Knewtons Anspruch war, Lernenden zu ihrem Stand passendes Lernmaterial zu präsentieren (auch bekannt als adaptives Lernen) und damit das Feld der elektronischen Lernplattformen vollständig aufzurollen.

Tja…

Adaptives Lernen ist auf den ersten Blick eine brillante Idee. Wenn ich etwas lernen möchte, beobachtet der Computer meine Interaktion mit Inhalten und Aufgaben und schlägt mir optimal zu mir passende weitere Inhalte vor. Wichtige Schlagworte sind hier angebliche Personalisierung des Lernens, künstliche Intelligenz (KI), adaptive Lerntechnologie – da ist eine Reihe beim Buzzword Bingo schon fast voll…

Es hakt bei diesem Ansatz nur (derzeit?) an mindestens vier Stellen.

  1. Wer den Stand der künstlichen Intelligenz beim Vorschlagen sehen möchte, kann das mit einem Konto beim Handelsriesen Amazon tun. Dieser steckt seit vielen Jahren enorme Anstrengungen in seine Vorschläge dessen, was aufgrund der bisherigen Käufe für jemanden auch interessant sein sollte. Aber warum sollte ich die erste Staffel einer Serie kaufen, von der ich die drei folgenden Staffeln schon erworben habe? Warum sollte ich Interesse haben, ein Produkt zu erwerben, das ich gerade gekauft habe?
    Amazon hat im Gegensatz zu einem kleinen Startup die Mittel und vor allem den Willen das Beste auf dem Markt zum Einsatz zu bringen. Wenn das hier nicht klappt, warum sollte es woanders besser klappen?
  2. Lernen hat sehr viel mit Motivation zu tun. Gute Spieledesigner entwerfen z.B. ihre Spiele so, dass Spielende immer in einem Korridor zwischen Unter- und Überforderung gehalten werden. Ziel ist der sogenannte „Flow“. Wer im Flow ist, vergisst die Zeit und widmet sich nur seiner Tätigkeit.
    Spiele haben allerdings im Allgemeinen auch nur ein Spielziel. Beliebige Zahlen von Lernenden haben aber ebenso viele differierende Lernziele. Für so viele Pfade stets alle mit passenden Inhalten und Aktivitäten im Flow zu halten, ist mindestens heute für KI nicht möglich.
  3. Die Systeme konzentrieren sich primär auf Inhalte. Beim Flow im Videospiel geht es aber um das Lösen von Aufgaben. Und so funktionieren die meisten Lernprozesse: Wir lesen oder hören etwas und denken, wir hätten es verstanden. Wenn dann Probleme in der Anwendung auftauchen, müssen wir uns tiefer mit dem Thema auseinandersetzen. Das ist oft der Zeitpunkt, wenn der sprichwörtliche Groschen wirklich fällt. Im Vordergrund müssen also nicht die Inhalte sondern die sinnstiftende Auseinandersetzung mit diesen Inhalten stehen.
  4. Wer E-Learning als reine Mensch-Maschine-Interaktion betrachtet und entwirft, übersieht dabei völlig den sozialen Aspekt des Lernens. Als soziale Wesen werden wir – im Idealfall – durch unsere Mitmenschen beim Lernen motiviert. Das kann das positive Feedback einer Vertrauensperson sein, die Unterstützung unserer Lerngruppe oder auch der Wettbewerb mit anderen Lernenden. Es gibt viele Versuche, diese Interaktionen mit Maschinen zu simulieren. Die Frage für uns ist dann allerdings, ob wir das bis in die letzte Konsequenz wirklich wollen.

ELSE in Südafrika

Diese Woche dürfen Martin Kühn (Centre for Business and Technology in Africa) und ich Workshops an zwei südafrikanischen Hochschulen zur Einführung eines E-Learning-Kurses für Lehrende geben, die sich im Bereich E-Learning weiterbilden möchten.

Entwickelt wurde der Kurs von der ELSE für das Projekt PEESA (Programme on Energy Efficiency in Southern Africa), basierend auf der deutsch-dänischen Zusammenarbeit Teaching for Tomorrow (#teach4tom).

Es gibt lange Tage mit Phasen hoher Konzentration:

VUT

Aber auch Phasen der Entspannung unter dem Tafelberg:

Cape Town Cape Town

Weitere Berichte zu den Workshops gibt es, wenn wir wieder in Flensburg sind.

Mit Grüßen aus dem Südwinter

Dieser Blogbeitrag erschien zuerst auf dem E-Learning-Blog der HS Flensburg.

Online-Kurs Aquaponik

2012 habe ich mal im Rahmen einer Fortbildung eine Machbarkeitsstudie zu einem Online-Kurs Aquaponik auf Basis von WordPress gemacht. Das Gerippe wollte ich immer mal weiterbauen – aber man kommt ja manchmal zu nix. Dann allerdings kamen plötzlich etliche Anfragen zu dem Aquaponik-Blog und zeitgleich hat Peter Baumgartner eine Serie von Beiträgen zu WordPress als LMS geschrieben (danke!). Beides hat mich angespornt wieder an dem Kurs zu arbeiten.
Der Prozess der Erstellung kann dabei live verfolgt und kommentiert werden. Ich sehe das als agile Produktentwicklung unter Beteiligung der Zielgruppe. 😉 Die ersten Seiten sind in der Rohfassung fertig.

FH Lübeck expandiert im E-Learning

E-Teaching.org berichtet, dass die FH Lübeck neue Stellen im Bereich der Entwicklung von Massive Open Online Courses (MOOCs) und in der Weiterentwicklung der verwendeten Softwareplattformen ausschreibt.

Gesucht wird u.a. ein/-e MOOC-Spezialist/-in zur Mitarbeit in der Entwicklung von bis zu 40 MOOCs bis 2020.

Zwei Softwareentwickler sollen die eigene Plattform für Inhalte (LOOP auf Basis von MediaWiki), die ERP-Software Moodalis (zur Verwaltung u.a. von Modulen, Studierendendaten und LMS) sowie die MOOC-Plattform MOOIN (auf Basis von Moodle) weiterentwickeln.
Source: Arne Möller auf E-Learning-Blog der FH Flensburg

Virtualisierung von Laboren

Die HS Wismar berichtet auf ihrem E-Learning-Blog von der Virtualisierung ihrer Labore.

Dazu zählen 360°-Aufnahmen der Labore in den Lernplattformen (zur Vorbereitung der Studierenden) oder auch QR-Codes in den Laboren, um kontext-bezogene Informationen mit Mobilgeräten abrufen zu können.

Kleiner Hinweis: Die Kollegen aus Wismar kommen am 8.10. zum E-Learning-Tag und geben Interessierten bestimmt gerne Auskunft. 😉


Source: Arne Möller auf E-Learning-Blog der FH Flensburg

Kostenloses Moodle mit BigBlueButton in Cloud

Moodle Pty Ltd, das Unternehmen hinter der Lernplattform Moodle, startet einen neuen Service. In der MoodleCloud kann man sich kostenlos Kursräume einrichten.

Kernmerkmale:

  • immer die neueste Version
  • bis zu 50 Nutzer
  • bis zu 200 MB Plattenplatz
  • unbegrenzte Anzahl an Kursen
  • nicht begrenzter Speicher in der Datenbank
  • integrierte Videokonferenzen mit BigBlueButton (Funktionalität ähnlich Adobe Connect)
  • volle Unterstützung der Moodle Mobile App


Source: E-Learning-Blog FH Flensburg

Literaturtipps – interessante Downloads

 

Source: Arne Möller auf FH Flensburg